Bootserlebnisse
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Manövierunfähig auf der Müggelspree
Das Wetter im Juli 2016 war nicht so überwältigend gut. Aber trotzdem starteten wir wie geplant unsere Mehr-Tagestour. Wir waren das erste und einzige Boot am Warteplatz im Oberwasser unserer „Heimat“- Schleuse in Woltersdorf und passierten diese nach einer kurzen Wartezeit. Die Weiterfahrt in Richtung Müggelsee durch den Flakensee und Dämeritzssee erfolgte ohne Komplikationen. So gelangten wir in die Müggelspree. Sie verbindet den Dämeritzsee mit dem Müggelsee. Diese Passage ist immer wieder ein Genuss, weil es sich wie Klein-Venedig anfühlt. Viel Grün, gepflegte Gärten und Häuser und natürlich im Sommer auch viel Bootsverkehr kennzeichnet dieses abwechslungsreiche Wasserrevier. Kurz vor dem Erreichen des großen Müggelsees fing der Bootsmotor an zu stottern und ging dann aus.
Damit war das Boot manövierunfähig. Und das in der recht schmalen Müggelspree. Ich malte mir schon aus, wie das querliegendes Boot das Fahrwasser versperrt. Da hier auch regelmäßig sowohl Fahrgastschiffe als auch die Fähre die Müggelspree passieren, habe ich meinen Leichtmatrosen (meine liebe Ehefrau) mit einer roten Flagge auf das Deck geschickt, um das Flaggensignal „manövierunfähiges Boot“ zu geben.
Zur Erinnerung an den Lehrgang Sportbootführerschein:
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Lösung:
Antwort 2 ist richtig!
siehe: https://www.elwis.de/DE/Sportschifffahrt/Sportbootfuehrerscheine/Fragenkatalog-Binnen/Fragenkatalog-Binnen-node.html
Glücklicherweise trieb das Boot langsam zum backbordseitigen Ufer, sodass ich mit einer Festmacherleine und einem Rasenanker in der Hand auf das Ufer sprang und das havarierte Boot vertäute. Nun hatte ich Zeit – dachte ich mir – in aller Ruhe nach der Ursache zu forschen, weshalb der alte Dieselmotor (Mercedes Benz OM 636) nicht mehr wollte.
Bevor ich jedoch richtig loslegen konnte, tauchte eine alte Dame aus dem Nichts auf, beäugte uns misstrauisch und verlangte, dass wir sofort weiterfahren sollten. Das wir eine Havarie haben, hat sie entweder nicht gecheckt oder wollte es nicht verstehen. Ich habe sie dann stehen gelassen und mich dem kranken Boot gewidmet.
Dieselzufuhr unterbrochen
Die Kontrolle der Motoranlage ergab, dass die Kraftstoffzufuhr zeitweilig unterbrochen ist, also wenig oder gar kein Kraftstoff zur Einspritzpumpe gelangt. Die Ursache für zu wenig Kraftstoff: Ein völlig zugesetzter Dieselvorfilter (siehe Bild). Die Ursache für zugesetzten Kraftstofffilter: Im Boot befand sich ein 10 Liter Reserve-Dieselkanister, den ich vom Vorbesitzer mit übernommen hatte.
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Da dieser Kraftstoff auch mal verwendet werden musste, hatte ich diesen kurzerhand vor Abfahrt zum Auftanken verwendet. Leichtsinnigerweise ohne Verwendung eines Trichter-Siebes. Deshalb habe ich nicht mitbekommen, dass ich mit diesen 10 Liter den Haupttank komplett „verseucht“ habe.
Denn im Kanister hatte sich schon die „Dieselpest“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Dieselpest) ausgebreitet. Und mit diesen Schleim wurde der Dieselfilter verstopft. Im Ersatzteilbestand des Bootes fand sich ein Dieselvorfilter.
Nach dem Einbau und dem Entlüften der Dieselanlage mittels mechanischer Handpumpe an der Einspritzpumpe sprang der Motor freudig erregt wieder an. Weil der gesamte Kraftstoffvorrat jedoch verschmutzt war und sich der eingebaute Filter in kurzer Zeit wieder zusetzen würde, mussten wir unsere geplante Mehrtagestour abbrechen und kamen ohne weitere Störungen im Heimathafen an.
Als Trost gab es lecker Spiegeleier zum Mittag, die meine „erste Offizierin“ (in Ermangelung eines Smutjes) in der Kombüse zubereitet hat.
Die dann für mich folgende Arbeit war das Leerpumpen des Tanks und die Reinigung, sowie nochmaliges Wechseln aller Dieselfilter.
Was haben wir gelernt:
- Verwende zum Betanken immer ein Trichter-Sieb!
- Wälze den Reservekraftstoff in kürzeren Abständen!
- Nehme ausreichend Reserve-Ersatzfilter in das Boot!
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Bockiges Wendegetriebe
Im September 2015 unternahmen wir einen Bootsausflug in das Grünheider Seengebiet. Die Tor ging vom Liegeplatz zum Kalksee, danach durch die Schleuse Woltersdorf zum Flakensee. Durch die Löcknitz ging es weiter in den Werlsee und den Peetzsee bis in den Möllensee. Diese Strecke ist mit ihrem vielen Grün recht reizvoll. Auf der Löcknitz ist zeitweise auch ein reger Bootsverkehr durch Paddler und größere Sportboote. Da muss man schon aufmerksam sein. Die Rückfahrt war recht entspannt. Zumindest bis in den Flakensee.
In der Seemitte bemerkte ich, dass das Boot nicht mehr genug Fahrt machte. Ich nahm an, dass sich der Fahrhebel von allein verstellt hatte. Deshalb stellte ich diesen zunächst auf Null und anschließend auf Vorausfahrt. Das Ergebnis war aber recht mager, die Fahrgeschwindigkeit hatte sich nicht merklich erhöht.
Wir erreichten den Schleusenwarteplatz der Woltersdorfer Schleuse, legten das Boot an die Leine.
Nach kurzer Wartezeit schaltete die Einfahrtsampel auf Grün.
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So konnten wir ablegen und in die Schleuse einfahren. Das wurde aber zunehmend ein Problem, weil der Motor zwar in recht hohen Drehzahlen (ca. 2.000 RPM) lief, das Boot aber trotzdem so gut wie keine Fahrt aufnahm. Irgendwie haben wir es aber geschafft, in die Schleuse zu gelangen.
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Florian meinte nur, das war interessant, mit anzusehen, wie ich mich abmühte, das Boot richtig zu Liegen zu bringen. Weil die Ausfahrt aus der Schleuse auch nicht besser ging, entschloss ich mich, kurz nach der Schleuse am Ufer einen Nothalt vorzunehmen, da das Boot so gut wie keinen Antrieb mehr hatte. Also das Ufer angesteuert, mit der Leine in der Hand hinüber gesprungen und das Boot an einem kleinen Baum festgetüdelt. Danach in die Heckkajüte abgetaucht und untersucht, was denn hier am Getriebe „faul“ ist. Der Voreigner des Bootes hatte mich bei der Übergabe auch in die Besonderheiten des Getriebes eingewiesen: Ich solle immer schauen, ob eine gewisse Stellschraube auch fest sei. Das habe ich jetzt geprüft und festgestellt, dass das Schaltgestänge in Ordnung ist.
Dann kam ich auf die Idee, den Ölstand im Getriebe zu prüfen.
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Und dort fand sich die Ursache- nämlich kein Tropfen Öl im Getriebe. Und das bedeutet bei einem hydraulisch geschaltetem Getriebe den Totalausfall der Schaltung. Da ich kein Getriebeöl als Reserve mit hatte, habe ich den Öldurst des Getriebes mit Motoröl gestillt. Und siehe da, es ließ sich wieder einwandfrei schalten. Meine nachfolgende Google- Recherche ergab, dass das die einfachste Lösung in einer Notsituation ist. Das Getriebe erleidet durch dieses Öl keinen Schaden. Natürlich habe ich danach ordentliches Hydrauliköl eingefüllt.
Was haben wir gelernt:
- Erinnere Dich an das Wörtchen WOLKE, was man vor langer Zeit sowohl beim Autoführerscheinkurs als auch beim Bootsführerscheinkurs gelernt hat – prüfe alle Betriebsflüssigkeitsstände!
- Führe immer Reserven an benötigten Betriebsflüssigkeiten (also nicht nur Bier) mit!
GPS-Koordinaten versus Google-Koordinaten
Auf einem unserer Bootsausflüge habe ich die vielen Funktionen meines Binnenfunkgerätes ausprobiert. Unter anderem wollte ich den aktuellen Bootsstandort (siehe Bild) mittels der im Funkgerät angezeigten Koordinaten in google-maps wiederfinden.
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Das gelang mir auf Anhieb nicht, da die Angabe der Koordinaten im Funkgerät anders war, als in google maps verwendet wurde. Mit Hilfe von Florian konnte das Problem gelöst werden:
Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten zur Angabe von geografischen Koordinaten:
- Grad Minuten Sekunden
- Dezimalgrad
- Grad, Dezimalminuten.
Normalerweise gilt das Sexagesimalsystem (1° = 60\‘ und 1\‘ = 60\’\‘). Beim Sportbootführschein See wird die 1. Variante genutzt. Es können allerdings auch geografische Koordinaten mit Dezimalsystem beschrieben werden. Das Funkgerät nutzt im Bild die 3. Variante (Grad, Dezimalminuten)! Wenn das Funkgerät 52.29657 N 013.47931 E bzw. umgeschrieben N52° 29.657 E13° 47.931 anzeigt, so lautet die Umrechnung in Grad Minuten Sekunden (1. Variante):
- N52° 29′ 39.42″ E13° 47′ 55.86″
oder die Umrechnung in Dezimalgrad (2.Variante), welche google maps nutzt:
- 52.494283 13.79885.
Für die Umrechnung wurde eine Internetseite genutzt. (Link: https://rechneronline.de/geo-koordinaten/#umrechnung). Wird nun die Dezimalgradangabe der Position in googlemaps eingegeben, folgt die korrekte Position des Bootes auf dem Strausberger Mühlenfließ kurz vor der Einfahrt in den Stienitzsee.
Excel-Tool: Geo_Koordinaten_Umrechnung.xlsx\Geo_Koordinaten_Umrechnung
Das manuelle Umrechnen kann so erfolgen:
- 1. Berechnung Grad, Minute und Sekunde in Dezimalgrad
Folgende Rechenschritte sind notwendig für die Umrechnung:
- Sekunden durch 60 dividieren,
- Minuten hinzuaddieren,
- Ergebnis durch 60 dividieren,
- Grad hinzuaddieren<.
Beispiel: Wie lautet die Koordinate 52° 7′ 30,9″ als Dezimalgrad? Ergebnis: 52° 7′ 30,9″ = 52,12525°
- 2. Berechnung Dezimalgrad in Grad, Minute und Sekunde.
Folgende Rechenschritte sind notwendig für die Umrechnung:
- der ganzzahlige Anteil des Dezimalgrads entspricht dem Grad-Wert, den Nachkommaanteil mit 60 multiplizieren,
- der ganzzahlige Anteil entspricht dem Minuten-Wert, den Nachkommaanteil mit 60 multiplizieren,
- das Ergebnis entspricht dem Sekunden-Wert.
Beispiel: Wie lautet der Dezimalgrad-Wert 52,12525° in Grad, Minute und Sekunde?
Quelle manuelles Umrechnen: http://www.mwegner.de/geo/geo-koordinaten/umrechnung-grad-minute-sekunde-dezimalgrad.html
Wird nun die Dezimalgradangabe der Position in googlemaps eingegeben, folgt die korrekte Position des Bootes auf dem Strausberger Mühlenfließ kurz vor der Einfahrt in den Stienitzsee.
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