UKW-Funk in Sportbooten
Über die Nutzung von UKW-Binnenschifffahrtsfunk in Sportbooten gibt es wie zu vielen Dingen im Leben naturgemäß unterschiedliche Meinungen. In diesem Beitrag möchte ich über meine Erfahrungen bei der Nutzung des UKW-Funks berichten.
Voraussetzungen für die Teilnahme am UKW-Funk
Für die Teilnahme am Binnenschifffahrtsfunk benötigt man generell zwei Dinge:
- das UKW-Sprechfunkzeugnis für den Binnenschifffahrtsfunk (UBI)
- ein Funkgerät
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Um das Zeugnis zu erlangen, ist eine Prüfung abzulegen. Darauf kann man sich in einem Kurs vorbereiten. Danach berechtigt das UKW Sprechfunkzeugnis für den Binnenschifffahrtsfunk (UBI) den Inhaber, eine Schiffsfunkstelle zu bedienen oder zu beaufsichtigen und am Binnenschifffahrtsfunk auf den Wasserstraßen der Zonen 1 bis 4 (Binnenschifffahrtsstraßen und Seeschifffahrtsstraßen „binnenwärts der Grenze der Seefahrt“) teilzunehmen.
Zum Benutzen einer Schiffsfunkstelle wird ein UKW-Funkgerät mit einprogrammierter ATIS Kennung (Automatic Transmitter Identification System zu deutsch Automatisches Sender Identifizierungssystem) benötigt. Beim Loslassen der Sprechtaste wird die ATIS Kennung ausgesendet, wodurch die Anlage (und der Aussender von Unfug!) von den Behörden identifiziert werden kann.
Eigene Erfahrungen
Ich betreibe seit 2015 ein UKW-Funkgerät (Standard Horizon 2200 Matrix AIS/GPS) auf meinen Fahrten auf den Binnengewässern rund um Berlin. Dort herrscht (wenn nicht gerade Corona-Sperre ist) ein reger Verkehr nicht nur mit Sportbooten, sondern auch durch die Berufsschifffahrt auf den verschiedenen Bundeswasserstraßen. Und da es zuweilen eng und verwinkelt zugeht, ist es nützlich, wenn man vorab gewarnt wird, dass sich ein Schubverband einer Engstelle nähert. Auch auf den Landeswasserstraßen ist ein reger Verkehr, dort durch Fahrgastschiffe. Und bekanntlich hat die Berufsschifffahrt immer Vorfahrt.
Bei einer meiner Fahrten ist es mir passiert, dass ich an der Straßenbrücke Tasdorf in Bergfahrt begriffen schleunigst den Rückwärtsgang einlegen musste, weil ein Fahrgastschiff unter der Brücke schon sichtbar war (Genau unter der Brücke knickt der Strausberger Mühlenfließ ab, sodass man ein entgegenkommendes Boot vorher nicht sehen kann).
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Das ist an sich weiter kein großes Problem, rückwärts zu fahren, um dem Fahrgastschiff die Vorfahrt einzuräumen. Aber ich hatte dabei ein wenig Pech. Das Fahrgastschiff konnte zwar unbehindert passieren und die Talfahrt fortsetzen, aber ich habe mich mit meinem Boot festgefahren, da dort die Wassertiefe nur ca. 80cm beträgt, mein Boot aber einen Tiefgang von 85 cm hat. Da hat die berühmte Handbreit Wasser unter dem Kiel gefehlt! Nun war guter Rat teuer. Durch mehrere Male Vorwärts- und Rückwärtsfahrt habe ich das 5-Tonnen-Boot freigeschaukelt und konnte meine Bergfahrt Richtung Stienitzsee fortsetzen.
Was war nun die Ursache für diese Überraschung? ich hatte zwar das Funkgerät eingeschaltet, aber war nicht auf Kanal 10, da ich zuvor den Schleusenfunk (und nautischen Funk) auf Kanal 79 der Schleuse Woltersdorf abgehört hatte. Deshalb konnte ich die Ankündigung des Fahrgastschiffes zur Passage der Engstelle nicht hören (Ich denke mal positiv und nehme deshalb an, dass er sich auch angekündigt hatte) . Und zum Anderen habe ich nicht auf den Bildschirm des Funkgerätes geschaut – da werden alle Schiffe mit AIS angezeigt. Und da hätte ich das Fahrgastschiff bemerken können. Aus Fehlern lernt man. Und so melde ich mich auch an den Engstellen auf allen Fahrten immer über Funk an, egal, ob ich ein Schiff auf dem Bidschirm habe oder nicht.
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Die Kreise im linken Bereich des Displays sind der AIS-Bildschirm, zur Zeit sind keine Schiffe mit AIS-Transponder im Umkreis von 1km.
Rechts auf dem Display werden Geschwindigkeit (SOG = Speed over Grund), Richtung (COG = Copmass over Ground) und GPS-Koordinaten dargestellt.